Ausbildung im Brandcontainer
Dichter, beißender Rauch dringt aus dem Übungscontainer des Freistaates Bayern während sich drinnen acht Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Berchtesgadener Land auf eine besondere Herausforderung einlassen: Atemschutzgeräteträger absolvieren eine Heißausbildung mit Sicherheitstraining um für den Ernstfall gerüstet zu sein. „Dieses Training bietet eine tolle Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und Vertrauen in die eigene Ausrüstung aufzubauen“, sagt der Kreisbrandmeister des Berchtesgadener Landes für Atemschutz, Michael Brandl. Das Bayerische Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration stellt diesen Übungscontainer zur Verfügung, in Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband werden die Übungsorte koordiniert.
„Es gibt einen Fahrplan, wie der Übungscontainer in Bayern eingesetzt wird. Zu uns in den Landkreis kommt er alle zwei bis drei Jahre. Es ist natürlich sehr vorteilhaft, dass durch den mobilen Container die Möglichkeit besteht, die Übungen ortsnah durchzuführen und die Kameraden nicht auswärts zu Lehrgängen fahren müssen“, erklärt Michael Brandl. Fünf Tage lang stand der Übungscontainer nun in der Marktgemeinde Teisendorf. Während dieser Zeit hatten Mitglieder aller Landkreiswehren aus dem Berchtesgadener Land die Möglichkeit, Übungen zu absolvieren. „Wir haben im BGL rund 700 Atemschutzträger, etwa zehn Prozent davon konnten eine Übung absolvieren“ erläutert Michael Brandl und holt ein wenig weiter aus. Jeweils acht Feuerwehrler können an einem „Durchlauf“ teilnehmen. Bevor es jedoch an realistische Bedingungen geht, gibt es erst mal im Teisendorfer Feuerwehrhaus theoretischen Unterricht. Dann wartet die praktische Herausforderung. Am Kiesfang steht der Container, die Gruppe mit acht Leuten stapft in ihrer Atemschutzmontur die kleine Stiege hinauf und setzt sich auf den Boden des Containers. Am vorderen Ende beginnt ein Feuer zu flackern. „Wir haben sechs Pressspanplatten, die angezündet werden“, erklärt Brandl. „Das ist nur eine kleine Brandlast, aber schon hier wird gleich die enorme Rauch- und Hitzeentwicklung deutlich. Da kann man sich vorstellen, was los ist, wenn die Möbel in einer Wohnung brennen.“ Jetzt wird die Tür geschlossen, und schon nach kurzer Zeit dringt Rauch aus den Ritzen des großen Behälters. Der Qualm wird dichter und dunkler, drinnen ist die Sicht gleich null und die Temperatur steigt auf 500 bis 600 Grad. „Auf Kopfhöhe haben die Kameraden jetzt 100 bis 150 Grad“ so die Erläuterung des Kreisbrandmeisters. Mit den Kameraden befindet sich ein Ausbilder im Container, der Anweisungen gibt. Denn jetzt gilt es, richtiges Verhalten zu üben und das Feuer zu löschen. Wer jetzt denkt, einfach Wasser drauf, und dann heißt es „Feuer aus“, der ist weit gefehlt. Der Löschvorgang muss mit Bedacht durchgeführt werden. Denn bei zu viel Wasser würde entsprechend viel Wasserdampf entstehen, der die Schutzkleidung durchdringen könnte. Die Kameraden würden sich so selbst in Gefahr bringen, sie könnten sich verbrühen. Die Übung wird in mehreren Intervallen wiederholt, und nach jedem Abschnitt wird kurz die Tür geöffnet. So wird auch für die Zuschauer der Blick frei gegeben auf eine spektakuläre Übung, die fast schon ein wenig apokalyptisch anmutet. Doch wer daran teilnimmt, muss ohnehin schon besondere Voraussetzungen mitbringen.
Herausforderung Atemschutzgeräteträger
Ein Atemschutzgeräteträger muss mindestens 18 Jahre alt sein, und über entsprechende körperliche Fitness sowie psychische Belastbarkeit verfügen. Nach der ersten Ausbildung sind drei jährliche Wiederholungen mit Unterweisung, Belastung und Einsatzübung Pflicht. Rund 18 Kilo bringt die Ausrüstung mit Schutzanzug, Handschuhen, Maske, Helm und Stiefeln auf die Waage. Weitere Bestandteile sind Funkgerät, Leine, eine Helmlampe und ein Bewegungslosmelder. Hier werden akustische Signale abgesetzt, sobald der Feuerwehrkamerad selbst in Gefahr kommen würde. Die Atemluftflasche auf dem Rücken reicht ohne Belastung für gut eine halbe Stunde, je nach Einsatz etwas kürzer. Grundsätzlich gehen Atemschutzgeräteträger nur paarweise mit einem Druckpartner in einen verrauchten Raum. Alle drei Jahre wird im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung die körperliche Eignung überprüft.
Die praktische Übung der Landkreisfeuerwehrler dauert rund 20 Minuten, dann kommt die Gruppe aus dem Container und setzt sich auf Anweisung des Trainers Stefan Daum im Kreis auf den Boden. Nun folgt das „Abrüsten“ in gemeinsamen langsamen Schritten werden die Ausrüstungsgegenstände abgenommen.
Alle Teilnehmer haben in diesen fünf Tagen bewiesen, dass sie sich Faktoren wie Hitze, Platzmangel, schlechter Sicht und körperlicher Herausforderung stellen, um für ihr Ehrenamt, die freiwillige Hilfe im Notfall fit zu sein. Diese Übung mit Schwerpunkt Menschenrettung und Brandbekämpfung zeigt, wie breit die Feuerwehren aufgestellt sind. Obwohl aktuell mehr Unwettereinsätze den Schwerpunkt im Tätigkeitsfeld ausmachen, zählt die Brandbekämpfung zu den ureigenen Aufgaben der Feuerwehren, frei nach dem Leitspruch: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zu Wehr“.
Text: Maria Horn